MORITZ LUFT, Geschäftsführer der Sylt Marketing GmbH, wurde während des Corona-Lockdowns weit über die Grenzen der Insel Sylt hinaus als wichtige Stimme des Nordsee-Tourismus wahrgenommen. Für die Leserinnen und Leser von MyiLands beschreibt er im Interview zum NRW-Ferienbeginn, wie sich Sylt auf die neue Situation vorbereitet hat und worauf sich Sylt-Gäste im Sommer 2020 einstellen müssen.
von Peter Lamprecht

Moritz Luft © SMG Michael Magulski
MYILANDS: Herr Luft, Himmelfahrt und Pfingsten liegen hinter Ihnen. Wie funktioniert nach diesem ersten Praxistests der Sylt-Aufenthalt unter Einhaltung der Abstandsregeln und Hygienevorschriften?
MORITZ LUFT: Uns und unseren Gästen war und ist bewusst, dass es einen Sylt-Urlaub, wie ihn viele aus den vergangenen Jahren gewohnt sind, in diesem Sommer nicht geben kann. Gastronomie, Hotellerie und Handel können nur ein eingeschränktes Angebot liefern und müssen sich streng an die auferlegten Hygiene- und Schutzmaßnahmen halten. Das bedeutet für unsere Gäste unter anderem Abstand halten oder das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im Einzelhandel. Außerdem sind spontane Besuche in Restaurants in diesem Jahr nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich und es wird dringend empfohlen, im Vorfeld, am besten sogar schon vor der Anreise, Restaurantbesuche zu planen und Tische zu reservieren.
Wie reagieren die Sylt-Gäste bisher auf die auferlegten Maßnahmen?
In der Regel halten sich alle an die Vorgaben, zeigen Verständnis und bringen die nötige Geduld auf, wenn es zum Beispiel beim Bäcker oder im Supermarkt mal etwas länger dauert. Grundsätzlich haben wir in den vergangenen Wochen die Erfahrung gemacht, dass unsere Gäste begeistert, ja sogar regelrecht erleichtert die Rückkehr auf ihre Lieblingsinsel erlebt haben. Das freut uns natürlich sehr und wir heißen jeden auf Sylt herzlich willkommen.
An diesem Wochenende beginnen die Ferien im größten deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen, das auch die meisten Sylt-Gäste stellt. Was erwarten Sylts Gastgeber von dieser Feriensaison?
Wir sehen erfreuliche Buchungszahlen, Sylt wird vom Trend zum Deutschland-Urlaub in diesem Jahr also offenbar profitieren. Damit aber alles in geordneten Bahnen abläuft setzt zum Beispiel der Insel Sylt Tourismus-Service sogenannte Abstands-Coaches ein, die auf der Westerländer Promenade auf die Einhaltung der Regeln hinweisen. Außerdem haben alle Gastronomen, Strandkorbvermieter, Dienstleister und Einzelhändler schon aus eigenem Interesse ein waches Auge auf die notwendigen Abstands-, Masken- und Hygieneregeln.
Rechnen Sie noch mit zusätzlichen Lockerungen der Regeln?
Seit dem 8. Juni ist der Geschäftsschluss für die Gastronomie um eine Stunde von 22 auf 23 Uhr verlängert worden. Das erleichtert die Organisation von mehreren Belegungen in den Restaurants erheblich – eine gute Sache, weil ja nur die Hälfte der sonst üblichen Plätze zur Verfügung steht. Was für weitere Lockerungen es geben könnte kann ich zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht absehen.
Können denn auch trotz erfreulicher Buchungszahlen Kurzentschlossene in dieser Feriensaison noch freie Zimmer auf der Insel bekommen?
Ja, es sind noch Kapazitäten frei, auch für Kurzentschlossene. Auf dem Buchungsportal unserer offiziellen Seite www.sylt.de kann man mit nur wenigen Klicks eine passende Unterkunft finden. Und alle, die ihren Insel-Urlaub schon geplant haben, finden dort auch unseren „Corona-Knigge“ mit allen wichtigen Informationen und Regeln, die in diesem Jahr beachtet werden sollten.
Alle Großveranstaltungen sind im Sommer 2020 gestrichen. Wie sieht das Tagesprogramm für die Gäste in diesem Jahr aus?
Viele Sport- und Bildungsangebote können auch unter Corona-Regeln stattfinden. Das reicht von Yoga an der frischen Luft bis hin zu den beliebten Wattwanderungen. Außerdem sind alle Naturschönheiten unserer Insel erreichbar. Die öffentlichen Bäder und Saunen bleiben zwar geschlossen – aber 40 Kilometer Strand mit endlos viel Nordsee davor sind doch ein Pfund, mit dem man wuchern kann.
Ihre Achillesferse war bisher die Verkehrsinfrastruktur, konkret die eingeschränkte Zahl von Bahnfahrten über den Hindenburgdamm. Gibt es da neue Entwicklungen, oder bietet sich weiterhin die Fähre von Röm oder der Flug ab Düsseldorf als einzige Alternative zu lästigen Wartezeiten?
Neu in diesem Jahr ist die direkte Zugverbindung Köln-Sylt-Köln mit dem Reisezug-Unternehmen Train4you, das Urlauber aus dem Rheinland, dem Ruhrgebiet und dem Münsterland ab dem 11. Juli jeweils samstags auf die Insel bringt. Außerdem gibt es, neben der Fähre von und nach Röm, ab dem 3. Juli auch die Personen-Fährverbindung von Cuxhaven nach Hörnum mit dem Katamaran MS Adler Cat, der für die Strecke lediglich zweieinhalb Stunden benötigt. Flüge werden ebenfalls wieder angeboten, Düsseldorf war sogar schon länger wieder am Start. Die Fluggäste aus NRW erleben auf Sylt sogar ein déjá vu: Zum Hygienekonzept unseres Flughafens gehören zwei Zelte, die eigens für die Abflugbereiche neu aufgestellt worden sind. So etwas gab es vor dem Terminalneubau ja auch in Düsseldorf.
Überall sorgen sich nach der langen Corona-Pause Einzelhändler, Gastronomen und Kleinunternehmer um ihre Zukunft. Wie sieht es damit auf Sylt aus?
Jetzt packt jeder erst einmal an und gibt sein Bestes. Wir sind froh, dass wir wieder Gäste auf der Insel empfangen dürfen und nehmen jeden Tag wie er kommt. Nach einem ersten Eindruck sieht es auf Sylt zwar eher besser aus als in etlichen Städten, richtig Bilanz ziehen können wir aber erst am Jahresende.